Wir spüren Sehnsüchte und halten erwartungsvoll Ausschau nach Gott

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“

Monatsspruch für den Juli – Psalm 42,3

Je näher die Sommerzeit rückt, desto größer wird für viele die Sehnsucht nach Urlaub und Erholung. Sehnsucht nach Bergen oder Meer, nach neuen Orten oder liebgewordenen Plätzen. Wir Menschen sind sehnsüchtige Wesen, tragen in uns ein Verlangen nach anderen Menschen, Orten, Erfahrungen oder der guten alten Zeit. Nach Glück, Zufriedenheit und Angekommen-Sein.

Der Schreiber des Psalms 42 beschreibt die Sehnsucht seiner Seele in einem eindrücklichen Bild: Wie eine Hirschkuh, die auf der Suche nach Wasser über die ausgetrockneten Bachrinnen der Wüste irrt, so sehr sehnt er sich nach Gott: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,3). Der Beter erlebt düstere Mächte, die sein Leben ins Verderben stürzen wollen. Die ihn in Trauer und Tränen hüllen. Er fühlt sich von Gott verlassen und wird von seinen Widersachern verhöhnt. Wenn wir in unsere Welt schauen, sind uns diese Erfahrungen nicht fremd: Dunkle Mächte, die Chaos, Zerstörung und Trauer über unsere Welt bringen. Die Gott infrage stellen.

Spüren wir nicht gerade in diesen Tagen eine tiefe Sehnsucht nach dem, was zufrieden und glücklich macht? Und gleichzeitig wie unruhig und bedrückt die Seele ist, durch all die Ereignisse, die tagtäglich auf uns einprasseln?

Mitten in der Not, Verlassenheit und Bedrängnis streckt sich der Psalmenschreiber nach der Gegenwart Gottes aus. Weil für ihn der Durst nach dem Leben nur bei der Quelle allen Lebens zu stillen ist. Er weiß, wie bei Gott die Hast und Sehnsucht des Lebens zur Ruhe kommt. Wie in seiner Nähe Friede, Freude und Ruhe einkehren. Nach diesem Ort der Gegenwart Gottes hält der Psalmbeter Ausschau: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.“ (Ps 42,6)

Vor ein paar Jahren waren meine Frau und ich auf einer Radtour durch das italienische Hinterland. An diesem Tag war es besonders heiß und unsere Trinkvorräte dementsprechend schnell aufgebraucht. Normalerweise kein Problem gibt es doch immer wieder Geschäfte oder öffentliche Brunnen. Aber nicht so an diesem Tag. Die Geschäfte machten gerade Mittagspause und kein Brunnen weit und breit. Unser Blick galt nun nicht mehr der schönen Landschaft, sondern nur noch der Suche nach einem Brunnen.

Solch ein aktives Suchen und sehnsüchtiges Warten beschreibt die Bibel als Harren. Kein bloßes Abwarten, sondern ein hoffnungs- und erwartungsvolles Ausschau-Halten. Der innere Fokus ist nicht gerichtet auf den Durst, sondern auf die Suche nach dem Brunnen. So auch der Psalmbeter: Er nimmt seinen Lebensdurst wahr – all das, was seine Seele betrübt und unruhig macht. Aber er bleibt nicht dort stehen, sondern hält Ausschau nach Gottes Gegenwart.

Wie glücklich waren meine Frau und ich, als wir damals endlich einen Brunnen entdeckten. Wie wohltuend war es, sich an dem kühlen Wasser zu erfrischen und die Vorräte wieder aufzufüllen.

Jesus spricht: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28). Wie wäre es in den kommenden Wochen erwartungsvoll nach Gott Ausschau zu halten? Im Gebet, in Gottes Wort, im Gespräch mit anderen oder im Gottesdienst zu „harren“, wo Gott mir begegnen und meine Seele erfrischen will.

Foto Pastor David Winkler

David Winkler

Pastor der Stadtmission Frankfurt-Nied

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